Die Logotherapie ist eine
sinnzentrierte Psychotherapie. Sie wurde von dem Wiener Neurologen und
Psychiater Viktor E. Frankl (1905 - 1997) begründet. Für Kinder und Jugendliche
hat die Logotherapie viel zu bieten. Hier ist eine kleine Auswahl ihrer
Anwendungsgebiete:
Bei Kindern im Grundschulalter können Ängste vor Einbrechern, Monstern, oder
sonstigen gruseligen Wesen übergroß werden. Dann hilft es, die sogenannte paradoxe
Intention zu erlernen. Nach etwas Vorbereitung und Übung schaffen es die
Kinder, sich scherzhaft herbeizuwünschen, was sie fürchten und der Angst ins
Gesicht zu lachen. Auf zur Monsterparty!
Auch Zwänge mit ihren sich aufdrängenden Befürchtungen können in jungen
Menschen mächtig werden. Übertriebene Rituale, Kontrollhandlungen etc. können
das normale Leben massiv beeinträchtigen. Oft wird die ganze Familie
einbezogen. Wie gelingt es, dem „inneren Diktator“ ein Schnippchen zu schlagen?
In der Logotherapie werden die wirksamen verhaltenstherapeutischen
Expositionsübungen um die noch wirksamere paradoxe Intention erweitert. Schach
matt dem Zwang!
Gewalt auf dem Schulhof? Terror und Trotz zu Hause? Sind hier „aggressive
Potentiale“ am Werk, die „abreagiert“ werden müssen? Aus Sicht der Logotherapie
wäre das eine sehr verengte Sichtweise. Wir sind nicht nur getrieben, sondern wir
orientieren uns an Werten und am Sinn. Warum demoliert ein Kind in einem
Wutanfall möglicherweise seine Tür, seltsamerweise aber nie seine Spielkonsole?
Weil ihm das eine wichtig und wertvoll ist, das andere hingegen nicht. Erzieherische
Konsequenz und der Einsatz von Belohnerplänen sind nur dann wirkungsvoll, wenn sie
auf einen dahinterstehenden Sinnzusammenhang verweisen. Wem oder was zuliebe
willst du dich beherrschen? Wozu willst du dich an diese oder jene Regel
halten?
Große und kleine Schicksalsschläge können aus der Bahn werfen. Die Logotherapie
betont, dass die Macht des Unglücks an einem bestimmten Punkt endet. Gemeinsam
mit dem Therapeuten wird nach einer sinnvollen Integration des Geschehenen
gesucht. „Unabänderliches Leiden bedeutet leisten, wachsen, reifen, menschlich
reicher werden und über sich hinauswachsen" sagt Frankl. „Narben bilden
ein tragfähiges Gewebe“ heißt es bei Lukas.
Hast du das Gefühl, auf der Suche nach einem glücklichen Leben immer
unglücklicher zu werden? Wird dir alles zu viel? Deine Eltern beklagen sich, dass
du dich komplett zurückziehst und dass du die Schule vernachlässigst? Hast du
das Gefühl, dass dich niemand versteht? Kennst du Selbstabwertungen, Bewertungsängste,
Selbstverletzungen, abnormes Ess-Verhalten, etc.? Aus Sicht der Logotherapie bist
du in eine Falle getappt. Es wird dir besser gehen, wenn du deine
Aufmerksamkeit nicht mehr so viel auf deine Zustände, sondern mehr auf deinen
Gestaltungsspielraum lenkst. Es wird dir besser gehen, wenn du sinnvolle
und spannende Aufgaben hast, dann gehört die Anspannung einfach dazu. Es wird dir besser gehen, wenn du über
eine schlechte Beziehung nicht traurig oder wütend bist, sondern wenn du aktiv an
einer Verbesserung arbeitest.
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